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Wer redet denn da? Hallo? Mag es das Prinzip der Sprache selbst sein? Die unsichtbare Grammatik? Hallo? Hallo? Wer bist du denn, du, der da redet ohne dass er weiß, wie man redet? Was ereignet sich denn hier gerade in mir? Und was soll dass denn heißen, in mir?
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213 Alles verflüchtigt sich in mir. Mein ganzes Leben, meine Erinnerungen, meine Phantasie und was sie enthält, meine Persönlichkeit, alles verflüchtigt sich in mir. Ständig fühle ich, dass ich ein anderer war, dass ich als anderer fühlte, dass ich als anderer dachte. Ich sehe ein Schauspiel mit einem nicht dazugehörigen Bühnenbild. Und was ich da sehe, bin ich.
Mein Gott, mein Gott, wen sehe ich da? Wie viele bin ich? Wer ist ich? Was ist dieser Raum zwischen mir und mir?
214 Ich weiß wohl, es ist ein leichtes, eine Theorie vom Verfließen der Dinge und Seelen zu entwerfen, zu begreifen, dass wir ein innerer Lebenslauf sind, sich vorzustellen, dass wir durch uns selbst hindurchgehen, dass wir viele waren… Doch wir haben es hier mit etwas anderem zu tun, nicht mit dem bloßen Dahinströmen der Persönlichkeit zwischen ihren eigenen Ufern; hier ist es das andere Absolute, ein fremdes Wesen, das meines war.
215 Ich vertrete die widersprüchlichsten Meinungen, die unterschiedlichsten Glaubensanschauungen. Daher denke, rede, handle ich nie … für mich denkt, redet, handelt stets einer meiner Träume, in dem ich mich im entsprechenden Augenblick verkörpere. Ich rede, und ein Ich-Anderer spricht. Als wirklich mein empfinde ich einzig eine enorme Unfähigkeit, eine unermessliche Leere, ein Unvermögen gegenüber allem, was Leben ist.
326 Im übrigen Träume ich nicht mehr, als ich lebe: Ich träume das Leben. Alle Schiffe sind Traumschiffe, sobald sie zu träumen in unserer Macht steht. Den Träumer tötet, dass er nicht lebt, wenn er träumt, den Handelnden hindert, dass er nicht träumt, wenn er lebt. Ich habe die Schönheit des Traums und die Wirklichkeit des Lebens zu einer einzigen Glücksfarbe verschmelzen lassen…. Den Traum töten heißt uns selbst töten, heißt unsere Seelen verstümmeln.
Von der Kunst des rechten Träumens (S. 478) Ich wusste nie, was ich empfand. Wann immer man mir von dieser oder jener Gemütsbewegung erzählte und sie beschrieb, war mir stets, als beschriebe man etwas in meiner Seele, doch dachte ich dann nach, kamen mir stets Zweifel. Ich weiß nie, ob ich das, was ich zu sein verspüre, wirklich bin, oder ob ich es nur zu sein glaube. Ich bin eine Gestalt aus meinen eigenen Dramen.
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Zungenrede oder Glossolalie (von altgr. γλῶσσα (glôssa), „Zunge, Sprache“ und λαλέω (laleô), „sprechen, reden“), nach dem Neuen Testament manchmal auch als Sprachengebet oder Beten im/mit dem Geist bezeichnet, sind unverständliche Lautäußerungen, die sich anhören wie eine unbekannte Sprache, im Rahmen religiöser Praktiken zumeist christlicher Erweckungskirchen. In diesen Glaubensrichtungen wird die Zungenrede als eine mystische Sprache betrachtet, welche durch Auslegung den Geist Gottes direkt offenbare. Sehr ähnliche Phänomene, die vorwiegend außerhalb des christlichen Rahmens auftreten, werden als Xenoglossie bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 Herkunft
2 Auslegung
3 Bedeutung in der Pfingstbewegung
4 Bibelstellen
4.1 In den Apokryphen
4.2 kontroverse Bibelverse
5 Wissenschaftliche Untersuchungen
6 Kritische Darlegung
7 Literatur
8 Quellen
9 Weblinks
Herkunft [Bearbeiten]An verschiedenen Stellen des Neuen Testaments wird die Zungenrede erwähnt und als ein Zeichen des Glaubens an Jesus Christus genannt und als Verkündigung in fremden, aber real existierenden Sprachen zu den Gaben des Heiligen Geistes gezählt. So etwa im Markusevangelium 16,17: "Die Zeichen aber, die folgen werden denen, die da glauben, sind diese: In meinem Namen werden sie böse Geister austreiben, in neuen Zungen reden [...]." In Apostelgeschichte (Apg 2,1-13) wird berichtet, dass in Jerusalem am Pfingsttag die christliche Botschaft in Sprachen verkündigt wurde, wie sie der heilige Geist auszusprechen gab und Juden aus allen Völkern es in ihrer eigenen Muttersprache verstehen konnten.
Weitere wesentliche Belege, die auf die Lehre und Praxis der Zungenrede in der Urgemeinde hinweisen, sind bei der Bekehrung des Kornelius (Apg 10,44-48), den Ephesusjüngern (Apg 19,1-6) und der Lehre von Apostel Paulus (1. Korinther 14,1-40) zu finden.
Über die Inspirationsbewegung, einen Zweig des radikalen Pietismus, fand die Zungenrede gegen Ende des 17. Jahrhunderts erneut Eingang in die religiöse Praxis. Im heutigen Christentum wird sie besonders in der Pfingstbewegung und der charismatischen Erneuerung praktiziert.
Auslegung [Bearbeiten]Wird in einer Gemeinschaft eine Botschaft in Sprachen weitergegeben, so sollte diese anschließend ausgelegt, das heißt in verständliche Sprache „übersetzt“ werden. Dies wird von Paulus in 1. Korinther 14 ausdrücklich gefordert. Paulus bestätigt die Praxis der Zungenrede, warnt aber vor Missbräuchen und nennt sie (ohne Auslegung) weniger bedeutsam als die prophetische Rede und vor allem die Liebe.
Die Auslegung kann durch den Beter selbst geschehen, in der Regel aber durch einen anderen. Dies geschieht dadurch, dass der Auslegende die Zungenrede in seiner Sprache hört (wie es am Tage zu Pfingsten geschildert wurde), oder er empfängt von Gott die Auslegung als eine Offenbarung (d.h. wie in einem inneren Eindruck). Nach Paulus handelt es sich dabei meist um Prophetie.
Die Fähigkeit, eine Zungenrede auszulegen, gehört gemäß dem Neuen Testament zu den Gaben des Heiligen Geistes. Die Auslegung der Zungenrede soll von zwei oder dreien beurteilt werden und ist der biblischen Botschaft untergeordnet. Das wesentlichste Kriterium der Beurteilung ist, ob die Auslegung von Gott ist und dem Worte Gottes (der Bibel) nicht widerspricht.
Bedeutung in der Pfingstbewegung [Bearbeiten]In der Anfangszeit der Pfingstbewegung sahen es viele als gegeben an, dass Menschen mit der Gabe der Zungenrede nur aufgrund einer Eingebung in Zungen beten können. Bald setzte sich jedoch die Ansicht durch, dass es verschiedene Formen von Zungenreden gibt:
Erstens die Zungenrede als persönliche Gebetssprache ohne Auslegung, die nur dem persönlichen Gebet oder als Lobpreis zu Gott dient und den Beter erbaut. Daneben wird sie häufig in der Fürbitte eingesetzt. Sie soll dem Beter ermöglichen, für ihm (weitgehend) unbekannte Anliegen bzw. Personen zu beten und auch verhindern, dass die Subjektivität des Beters das Gebet beeinflusst. Diese persönliche Gebetssprache steht jedem, der bereits in Zungen gebetet hat, jederzeit zur Verfügung. Unter diesen Punkt fällt auch das oft in pfingstlich-charismatischen Gottesdiensten praktizierte Singen im Geist, bei dem alle Teilnehmer gemeinsam in Zungen zu Gottes Lob singen.
Daneben gibt es die Geistesgabe der Zungenrede mit Auslegung. Diese dient dazu, eine Botschaft von Gott weiterzugeben und muss dazu ausgelegt werden. Eine solche Botschaft in Zungen mit Auslegung ist der Prophetie gleichgestellt.
Die Zungenrede hat demnach nichts mit Ekstase zu tun. Der Beter ist bei vollem Bewusstsein und kann den Vorgang kontrollieren, beispielsweise das Gebet beginnen oder beenden, laut oder leise beten. Sie wird in der Pfingstbewegung als Zeichen dafür gewertet, dass der Betreffende die Geistestaufe, den Heiligen Geist empfangen hat. In anderen Teilen der charismatischen Erneuerung hat die Zungenrede jedoch keine solche Bedeutung. Sie ist nach ihnen eine von mehreren Geistesgaben, die man haben kann oder auch nicht. Zungenrede während eines Gottesdienstes oder einer Gebetsgemeinschaft wird jedoch auch hier als eine Manifestation der Gegenwart des Heiligen Geistes gewertet.
Jedenfalls schließt diese Art des Gebetes den bewussten Verstand aus, denn der Beter weiß meist nicht, was er betet. Die Zungenrede kann im Rahmen eines Gottesdienstes oder einer Gebetsgemeinschaft praktiziert werden, meist jedoch beim privaten Gebet. Zungenrede sollte im Gottesdienst jedoch in „geordneten“ Verhältnissen und nicht durcheinander ausgeübt werden. Hierauf bezieht sich besonders der Apostel Paulus im 1. Korintherbrief 14,27 LUT.
Bibelstellen [Bearbeiten]Jesus nannte das Reden in neuen Zungen als eines der Zeichen, die den Gläubigen folgen (Evangelium nach Markus 16,17-18 LUT).
Am Tage zu Pfingsten wurden die Jünger Jesu von dem heiligen Geist erfüllt und fingen an, in anderen Sprachen zu predigen, wie es ihnen der heilige Geist auszusprechen gab (Apostelgeschichte des Lukas 2,1-4 LUT).
Als Apostel Petrus den Nichtjuden Jesus Christus verkündigte, fiel auf sie ebenfalls der heilige Geist und die Gabe der Zungenrede (Apostelgeschichte 10,44-46 LUT).
Als Apostel Paulus den Täuflingen die Hände auflegte, kam der heilige Geist auf sie und sie redeten in Zungen und weissagten (Apostelgeschichte 19,6 LUT).
Paulus zählt die Zungenrede zu den Gaben des heiligen Geistes. In den Aufzählungen werden Gaben mir höherer Priorität genannt (1. Brief des Paulus an die Korinther, 12,8-10 LUT, 12,28-31 LUT).
Ohne die Liebe ist das Zungenreden ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle (1. Korinther 13,1 LUT).
Im Gegensatz zur Liebe wird das Zungenreden und die Erkenntnis usw. aufhören wenn das Vollkommene kommen wird (1. Korinther 13,8 LUT).
Wer in Zungen redet, der redet nicht für Menschen, sondern für Gott (1. Korinther 14,2-5 LUT).
Wer in Zungen redet, der erbaut sich selbst; wer aber prophetisch redet, der erbaut die Gemeinde (1. Korinther 14,4 LUT).
Denn wer prophetisch redet, ist größer als der, der in Zungen redet; es sei denn, er legt es auch aus, damit die Gemeinde dadurch erbaut wird (1. Korinther 14,5 LUT).
Wenn in Zungen geredet wird und nicht mit deutlichen Worten, wie kann man wissen was gemeint ist (1. Korinther 14,9 LUT).
Wer also in Zungen redet soll darum beten es auch auslegen zu können (1. Korinther 14,13 LUT).
In der Gemeindeversammlung hält Paulus wenige Worte mit dem Verstand für wesentlicher als viele Worte in Zungen 1. Korinther 14,19 LUT).
Am Schluss weist Paulus darauf hin, sich um prophetisches Reden zu bemühen, die Zungenrede jedoch nicht zu verwehren (1. Korinther 14,39 LUT).
In den Apokryphen [Bearbeiten]Jesus Sirach 51, 30
kontroverse Bibelverse [Bearbeiten]1. Mose 11, 1-9 (Die Babylonische Sprachverwirrung als Kontrapunkt zum Sprachengebet)
Wissenschaftliche Untersuchungen [Bearbeiten]Der Psychiater Andrew Newberg an der Universität von Pennsylvania führte 2006 eine Untersuchung über die Vorgänge im Gehirn während der Zungenrede durch. Er testete fünf Frauen und maß ihre Hirnaktivität während der Zungenrede und während des Singens von Gospels. Bei allen fünf Frauen hörte die Aktivität im Frontallappen während der Zungenrede praktisch auf, was auf eine Reduktion der Selbstkontrolle hinweist, während die Aktivität im Parietallappen zunahm (umgekehrt wie bei Meditation). Diese Reduktion der Selbstkontrolle entspricht den Aussagen von Leuten, die die Zungenrede praktizieren. [1]
Einige Psychiater in der psychiatrischen Abteilung des Virovitica-Spitals in Kroatien untersuchten das Phänomen und kamen zum Schluss, dass bei Glossolalie vorübergehend ein Regressionszustand eintritt, der eine mögliche Erklärung für die positive, fast psychotherapeutische Wirkung der Glossolalie ist. [2]
Kritische Darlegung [Bearbeiten]Manche christlichen Richtungen, die die Zungenrede nicht praktizieren, stehen ihr kritisch gegenüber, in Großkirchen ebenso wie in nicht-charismatischen Freikirchen. Die im Neuen Testament geschilderten Vorgänge werden zwar unterschiedlich erklärt, jedoch im Allgemeinen positiv gewertet. Es besteht die Meinung gemäß der Bibel, dass das Zungenreden nur zur frühchristlichen Zeit eine Bedeutung hatte (1.Korinther 13, 1.8-10). Die heutige Praktik des Zungenredens wird jedoch außerhalb von pfingstlerischen oder charismatischen Kreisen fast durchweg strikt abgelehnt und nicht als Gabe des Heiligen Geists gesehen, wobei die Interpretationen von gruppendynamischen oder psychologischen Vorgängen bis zu dämonischen Manifestationen gehen.
Roger Liebi beispielsweise differenziert begrifflich zwischen dem neutestamentlichen Phänomen der Sprachenrede, bei der der Sprecher ohne vorherigen Lernprozess in einer ihm unbekannten Fremdsprache redet und der heute in pfingstlich-charismatischen Kreisen praktizierten Zungenrede. Nur erstere sei bewusste Kommunikation mit dem Zuhörer und als heilsgeschichtliches Zeichen zu verstehen, dass Gott zu allen Menschen in allen Sprachen redet. Dies fehle aber der heutigen Zungenrede als Lautäußerungen, die grundsätzlich sowohl dem Sprecher als auch Zuhörern unverständlich sind.
Diese Differenzierung wird durch 1.Korinther 14 gestützt. Paulus unterscheidet in seinem Brief eindeutig zwischen der prophetischen Rede (Weissagung Elberfelder Bibel), die dem Sprecher genau wie dem Zuhörer verständlich ist, und der Zungenrede die unverständlich bleibt (es sei denn, es gibt eine Auslegung).
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Jetzt schauen wir in einen Spiegel / und sehen nur rätselhafte Umrisse, / dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich unvollkommen, / dann aber werde ich durch und durch erkennen, / so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin.
Lied Vom Kindsein
– Peter Handke
Als das Kind Kind war,
ging es mit hängenden Armen,
wollte der Bach sei ein Fluß,
der Fluß sei ein Strom,
und diese Pfütze das Meer.
Als das Kind Kind war,
wußte es nicht, daß es Kind war,
alles war ihm beseelt,
und alle Seelen waren eins.
Als das Kind Kind war,
hatte es von nichts eine Meinung,
hatte keine Gewohnheit,
saß oft im Schneidersitz,
lief aus dem Stand,
hatte einen Wirbel im Haar
und machte kein Gesicht beim fotografieren.
Als das Kind Kind war,
war es die Zeit der folgenden Fragen:
Warum bin ich ich und warum nicht du?
Warum bin ich hier und warum nicht dort?
Wann begann die Zeit und wo endet der Raum?
Ist das Leben unter der Sonne nicht bloß ein Traum?
Ist was ich sehe und höre und rieche
nicht bloß der Schein einer Welt vor der Welt?
Gibt es tatsächlich das Böse und Leute,
die wirklich die Bösen sind?
Wie kann es sein, daß ich, der ich bin,
bevor ich wurde, nicht war,
und daß einmal ich, der ich bin,
nicht mehr der ich bin, sein werde?
Als das Kind Kind war,
würgte es am Spinat, an den Erbsen, am Milchreis,
und am gedünsteten Blumenkohl.
und ißt jetzt das alles und nicht nur zur Not.
Als das Kind Kind war,
erwachte es einmal in einem fremden Bett
und jetzt immer wieder,
erschienen ihm viele Menschen schön
und jetzt nur noch im Glücksfall,
stellte es sich klar ein Paradies vor
und kann es jetzt höchstens ahnen,
konnte es sich Nichts nicht denken
und schaudert heute davor.
Als das Kind Kind war,
spielte es mit Begeisterung
und jetzt, so ganz bei der Sache wie damals, nur noch,
wenn diese Sache seine Arbeit ist.
Als das Kind Kind war,
genügten ihm als Nahrung Apfel, Brot,
und so ist es immer noch.
Als das Kind Kind war,
fielen ihm die Beeren wie nur Beeren in die Hand
und jetzt immer noch,
machten ihm die frischen Walnüsse eine rauhe Zunge
und jetzt immer noch,
hatte es auf jedem Berg
die Sehnsucht nach dem immer höheren Berg,
und in jeden Stadt
die Sehnsucht nach der noch größeren Stadt,
und das ist immer noch so,
griff im Wipfel eines Baums nach dem Kirschen in einemHochgefühl
wie auch heute noch,
eine Scheu vor jedem Fremden
und hat sie immer noch,
wartete es auf den ersten Schnee,
und wartet so immer noch.
Als das Kind Kind war,
warf es einen Stock als Lanze gegen den Baum,
und sie zittert da heute noch.
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Der Begriff ist der Bezeichnung für Wurzelgeflechte (Rhizome) von Pflanzen abgeleitet. Bei Deleuze und Guattari dient er als Metapher für ein postmodernes beziehungsweise poststrukturalistisches Modell der Wissensorganisation und Weltbeschreibung, das ältere, durch eine Baum-Metapher dargestellte, hierarchische, Strukturen ersetzt. Das philosophische Konzept der Rhizomatik stieß auf großes Interesse in der Wissenschaftstheorie, der Medienphilosophie und den Kulturwissenschaften.
Die Metapher des Rhizoms ist ein Gegenentwurf zur klassischen pflanzlichen Metapher des Baums des Wissens. Der Baum des Wissens ist einen traditionelles Organisationsmodell, das die Hierarchie des Wissens und der Wissenschaften beschreiben soll und dessen Tradition bis in die griechische Antike zurückreicht. Nach diesem Baummodell sind beispielsweise Taxonomien, Klassifikationen, klassische Enzyklopädien und Bibliotheken organisiert. Baum-Modelle sind hierarchisch und dichotomisch angelegt, das heißt: Jedes Element befindet sich auf einer (und nur einer) Ordnungsebene, ist einer höheren Ebene untergeordnet und kann einem oder mehreren Elementen übergeordnet sein. Es gibt keine Querverbindungen, die Hierarchieebenen überspringen oder Elemente verbinden, die zwei unterschiedlichen höheren Elementen übergeordnet sind. Eine solche Struktur lässt sich als „Baum“ darstellen, der mit einem „Stamm“ beginnt und sich dann weiter und weiter verzweigt. Es gibt jedoch zwischen den einzelnen Zweigen keine Querverbindungen.
Deleuze und Guattari halten das dichotomische Baummodell für epistemologisch unangemessen, weil es nicht offen ist für mögliche Veränderungen der Sichtweise wie etwa Verschiebungen der Forschungs- und Verstehensperspektive. Hierarchische Ordnungsstrukturen wie das Baummodell dürfen sich nicht kreuzen oder überschneiden. In einem Baummodell kann weder ein Element mehreren Ordnungsebenen angehören, noch sind Querverbindungen zu Elementen anderer Äste erlaubt. Genau dies aber erscheint in einer modernen Wissenswelt unumgänglich. Die Autoren halten das Baummodell auch für politisch gefährlich, da sie z.B. in Diktaturen die gleiche Baumstruktur in rigiden politischen Hierarchien umgesetzt sehen.
Als Alternative zum Baummodell ziehen Deleuze und Guattari rhizomatische Pflanzenstrukturen heran. Weitere Beispiele sind die Bauten von Ameisen und Ratten, die sie ebenfalls als „Rhizom“ beschreiben. Sie bleiben damit im Bereich der biologischen Metaphorik, finden aber eine Metapher, das ihrer Vorstellung von einer vielfach verflochtenen Struktur entspricht:
„Ein Rhizom ist als unterirdischer Strang grundsätzlich verschieden von großen und kleinen Wurzeln. Zwiebel- und Knollengewächse sind Rhizome. Pflanzen mit großen und kleinen Wurzeln können in ganz anderer Hinsicht rhizomorph sein, und man könnte sich fragen, ob das Spezifische der Botanik nicht gerade das Rhizomorphe ist. Sogar Tiere sind es, wenn sie eine Meute bilden, wie etwa Ratten. Auch der Bau der Tiere ist in all seinen Funktionen rhizomorph, als Wohnung, Vorratslager, Bewegungsraum, Versteck und Ausgangspunkt. Das Rhizom selber kann die unterschiedlichsten Formen annehmen, von der verästelten Ausbreitung in alle Richtungen an der Oberfläche bis zur Verdichtung in Zwiebeln und Knollen.“[1]
Ein Rhizom ist also ein „vielwurzelig“ verflochtenes System, das nicht in Dichotomien aufgeht: „Ein Rhizom kann an jeder beliebigen Stelle gebrochen und zerstört werden, es wuchert entlang seiner eigenen oder anderen Linien weiter.“[2]
In der Rezeption durch den Poststrukturalismus wurde vor allem Deleuzes und Guattaris Kritik der Logik der Identität aufgegriffen:
„Der Poststrukturalismus denkt sowohl in differenten Vielheiten wie in Zusammenhängen. Das dabei entstehende Bild von Einheit und Vielheit ordnet die Vielheit der Einheit nicht identitätslogisch unter bzw. sie verfällt nicht in bloß nominalistische Opposition, die nichts am Baumschema … ändert. Vielmehr verweben sich Einheit und Vielheit ineinander und weder existiert das eine vor oder über dem anderen noch hebt das eine das andere auf. Keines gibt es ohne das andere.“ [3]
Ordnung im Rhizom [Bearbeiten]
Einzelne Punkte in Rhizomen können und sollen untereinander verbunden werden („Konnexion“). Unterschiedlichste Sachverhalte können miteinander in Verbindung treten („Heterogenität“). Feste Strukturen und Ordnungssysteme sind in einer „rhizomatischen“ Wissenswelt möglich, aber nicht ausschließlich.
„Jedes Rhizom enthält Segmentierungslinien, nach denen es geschichtet ist, territorialisiert, organisiert, bezeichnet, zugeordnet etc.; aber auch Deterritorialisierungslinien, an denen es unaufhaltsam flieht.“[4]
Statt „Einheiten“ werden bevorzugt „Vielheiten“ beobachtet, von den Autoren „Plateaus“ genannt:
„Jede Vielheit, die mit anderen durch an der Oberfläche verlaufende unterirdische Stängel verbunden werden kann, so dass sich ein Rhizom bildet und ausbreitet, nennen wir Plateau.“;[5]
Plateaus können zwar miteinander verbunden sein, doch sind sie nicht so organisiert, dass wie im Baummodell ein Element zum „Stamm“ erklärt wird, von dem alle anderen abhängen. Je nach Betrachtungsperspektive kann das Zentrum eines Rhizoms überall und nirgends sein. Als Rhizom begriffen, wird der Wert scheinbar chaotischer Verknüpfungen verständlich:
„Der Baum und die Wurzel zeichnen ein trauriges Bild des Denkens, das unaufhörlich, ausgehend von einer höheren Einheit (...) das Viele imitiert. (...) Hydren und Medusen können wir nicht entkommen.“ [6]
Rhizom bedeutet die Befreiung von definierten Machtstrukturen: Viele Perspektiven und viele Ansätze können frei verkettet werden.
Rezeption [Bearbeiten]
Vor allem in der Philosophie der Postmoderne und der Medientheorie wird die „Rhizomatik“ diskutiert, weil der Begriff für viele Probleme der Orientierung innerhalb moderner Welten des Wissens einen Ansatzpunkt zu bieten scheint. Moderne Wissenswelten – dazu gehört auch die Wikipedia – nach dem klassischen Baummodell zu ordnen und zu kategorisieren ist ein unmögliches Unterfangen. Zwar können bestimmte Ordnungsstrukturen geschaffen werden, diese werden jedoch von internen Verknüpfungen und Verbindungslinien wieder untergraben.
Aus der Perspektive jeder Wissenschaft, jeder neuen Herangehensweise, jedes Fachgebiets baut sich das System und die Ordnung des bestehenden Wissens von neuem, in neuer Weise wieder auf. „In einem Rhizom gibt es keine Punkte oder Positionen wie etwa in einer Struktur, einem Baum oder einer Wurzel. Es gibt nichts als Linien.“[7] Vielen modernen Medientheoretiker scheint die Metapher des Rhizoms daher geeignet, um Strukturen von Hypertexten, sozialen Netzwerken oder Computernetzen wie dem Internet zu beschreiben.
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Inhalt: In der titelgebenden Geschichte ist ein erfolgreicher Musikwissenschaftler und Sänger an visueller Agnosie erkrankt, der sog. Seelenblindheit. Aufgrund einer winzigen Verletzung in der rechten Gehirnhälfte kann Dr. P. die Gegenstände nicht mehr erkennen und greift statt nach seinem Hut zum Gesicht seiner Frau. Während im ersten Teil des Buchs Menschen vorgestellt werden, die wie Dr. P. an einem spezifischen Verlust leiden, stehen im zweiten Teil Patienten im Mittelpunkt, bei denen sog. neurologische Überschüsse vorliegen. So erfährt beispielsweise Natasha K. im Alter von 89 Jahren einen Überschwang an Gefühlen, der von Sacks als Neurosyphilis diagnostiziert und den Wünschen der beschwingten Dame entsprechend nur gemäßigt, nicht aber vollständig geheilt wird. In einem dritten Teil schildert Sacks seine Begegnungen mit Menschen, die visionäre Fähigkeiten aufweisen oder deren Wahrnehmungen sich plötzlich verändert haben, wie z. B. bei Stephen D., der eines Morgens mit dem Geruchssinn eines Hundes erwacht. Der letzte Teil versammelt Geschichten von Menschen mit geistigen Behinderungen und besonderen Fähigkeiten; Sacks berichtet u. a. von seiner Behandlung geistig und körperlich retardierter Zwillinge, die durch ihr phänomenales Zahlengedächtnis das Interesse von Wissenschaft und Medien auf sich gezogen hatten.
Neben der Schilderung kurioser Krankheiten hebt Sacks die außerordentlichen Fähigkeiten hervor, welche die Patienten unbewusst entwickelt haben, um ihre neurologischen Defekte zu kompensieren. Im Vorwort zu seinem Buch schreibt er: »Klassische Sagen und Legenden sind von archetypischen Figuren, von Helden, Opfern, Märtyrern und Kriegern bevölkert. Die Patienten eines Neurologen sind Verkörperungen dieser Figuren.« In Nachschriften zu den einzelnen Geschichten gibt Sacks medizinische Erklärungen, sodass das Werk gleichermaßen als Kompendium skurriler, authentischer Geschichten wie auch als populärpsychologisches Sachbuch gelesen werden kann.
Wirkung: Das vom Rowohlt-Verlag als Sachbuch vertriebene Werk mit dem kuriosen Titel wurde zum Bestseller und fand insbesondere in der darstellenden Kunst große Resonanz. So diente die Titelgeschichte als Vorlage für eine 1986 von dem Komponisten Michael Nyman uraufgeführte Kammeroper; 1993 suchte der Regisseur Peter Brook in seinem Stück L‘homme qui nach einer Schauspielsprache für die Darstellung neurologischer Defekte.
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(Weitergeleitet von Rote-Königin-Hypothese)
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Als Rote-Königin-Hypothese (engl. red queen hypothesis) bezeichnet man eine Hypothese zur Evolution, die zwei Phänomene erklären soll: Den Vorteil der aus evolutionsbiologischer Sichtweise eigentlich wenig effektiven sexuellen Fortpflanzung und das ständige "Wettrüsten" konkurrierender Organismen (Parasit-Wirt, Beute-Jäger).
Die Hypothese wurde 1973 von Leigh Van Valen vorgeschlagen, der sie Lewis Carrolls Alice hinter den Spiegeln entlehnte. Die darin auftretende Rote Königin erklärt der neugierigen Alice: "Hierzulande musst du so schnell rennen, wie du kannst, wenn du am gleichen Fleck bleiben willst."
Der Evolutionsbiologe Graham Bell, der sich jedoch nicht explizit auf Van Valen berief, welcher sich in seiner Version nur auf überartliche, makroevolutionäre Zusammenhänge bezogen hatte, übertrug das Bild der Roten Königin 1980 auf die Fortpflanzung: Auf einer mikroevolutionären Ebene erlaube sexuelle Fortpflanzung, die alle Nachkommen zu experimentellen Mischungen aus den Genen der Eltern mache, eine Anpassung, die eine Art befähige, eine eroberte ökologische Nische zu halten.[
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zum Thema Wasser:
"... Herr Professor Hess sich auch von seinem Thema abwandte und uns über das Wesen und das, den Sinn der Elemente, über die alter-, über die mittelalterliche über die heutige Dichtung über das Wasser sprach, ist nicht nur etwas, was man nicht tun sollte, sondern es ist etwas, was man tun sollte. Dadurch - [Beifall] - dadurch wird solch ein Vortrag erst interessant; und ich glaube, es ist auch besser für das Publikum, wenn ein solch umfassender Vortrag einige Punkte des nachfolgenden Redners freimacht, und nicht vorge.., weil er nicht vorgetragen zu werden braucht, sondern auch den Redner entlastet, in einer Situation, wo er das gerne sieht.
Sie haben in einer wundervollen Art die gesamte Notwendigkeit und den Sinn der Pflege des Wassers auch unter die kulturellen Gesichtspunkte gestellt. Sie haben damit angefangen, sie haben damit aufgehört. Man sollte wirklich denken, wenn wir heute ein gebildetes Europäertum wären, dann würden wir schon aus diesem Grunde der engen Verbindung alles dessen, was mit Wasser zu tun hat, gleichzeitig mit unserer Kultur, auch mit unserer, nicht auch, sondern mit unserer Dichtkunst ist das hier sehr klar in Erscheinung getreten. Dann würden wir schon aus dem Grunde vermeiden, dass wir hier Wasserläufe haben, die man als Wasserläufe nicht mehr ansprechen kann, sondern die als Kloaken nur bezeichnen kann."
http://www.heinrichluebke.de/buga.mp3
1965 sprach Heinrich Lübke die Eröffnungsrede bei der Gartenschau in Essen:
"Es ist fast, als wenn das ver.., das äh, das verlorene Paradies zurückgekommen wäre. Wenn man dazu die Musik hat, dieses Orchester, städtische Orchester, dem ich bei dieser Gelegenheit ein herzliches Dankes- und Anerkennungswort sagen möchte, die hier im Grünen sitzen - [Beifall] - wie in einem Paradiese, in dem in jedem Moment, der äh ... - komm ich nich auf den Namen des Zwer.., des Gottes, der äh ... - in dem jeden Moment der ... na! Steht ja doch: die Ouvertüre zur? [Zurufe: Oberon!] - Oberon, der Oberon in jedem Moment erscheinen kann. [Räuspern]
Das ist wie ein Märchen, und dieses Märchen wollen wir ausnutzen. Wir wollen uns freuen, an diesem Tage hier gewesen zu sein, wo wir, wenn das Wetter nich ganz ausreicht, die Gartenschau im Saale miterleben."
http://www.heinrichluebke.de/kanada01.mp3
Heinrich Lübke besuchte in Kanada 1967 nicht nur die Expo in Montreal, sondern machte eine große Rundreise, die ihn offenbar nachhaltig beeindruckt hat:
Meine Damen und Herren, die Mitteilungen, die ich Ihnen mache, sind verhältnismäßig kurz, aber es ist ... Ich rate jedem, wenn er die Möglichkeit hat, nach Kanada zu gehen, da wird er eine, ein Wunderland sehen. Diese.., man muss natürlich diese Weiten auch überflogen haben. Wenn wir von Montreal nach, nach, äh, Calgary wollten, das ist die Hauptstadt von der Provinz Alberta, das dauerte schon sechs Stunden mit, mit großen Flugzeugen. So ist es also in, äh, in, äh, in Kanada nicht sehr leicht, sich zu bewegen und überall alles zu sehen, aber wer diese Möglichkeiten hat, wie wir sie von der Kanadischen Regierung gestellt bekamen, hat es eben. Und wir können ihnen dafür sehr dankbar sein. Wir sind mit allen in guter Einigkeit abgekommen, und ich glaube, dass die Auf.., die Auffassungen der Deutschen Regierung in der, in der Kanadischen Regierung durchaus ein volles, volle Übereinstimmung be.., aufweisen.
Ich wurde auch von der Kanadischen Regierung nach Ottawa eingeladen zur Hauptstadt, zu Besprechungen. Ich habe gefragt wegen meines Interesses, hab ich gesagt, ich wäre dort in meiner Jugend schon längst mit meinem Freunde Karl May spazieren gegangen. Dafür hatten sie volles Verständnis.
Die Rückreise war sehr anstrengend. Wir fuhr.., wir flogen 19 Uhr 30 gestern Abend ab und waren 9 Uhr 30 hier. Das wür.., würde bedeuten, dass wir also fünf Stunden länger unterwegs waren, als notwendig war, denn das, diese fünf Stunden ist eben die Umdrehung der, der Erde schuldig, verantwortlich dafür.
http://www.heinrichluebke.de/expo.html
Anfang Juni 1967 besuchte Heinrich Lübke die Weltausstellung in Montreal, Kanada.
Von der Architektur des deutschen Pavillons war Heinrich Lübke besonders angetan:
"Dieser, was der Architekt dort geschaffen hat, durch dieses große Riesenzelt, das hat den Vor..., kolossalen Vorteil, dass an soundsovielen Eingängen die Leute hineinkönnen - dort war gar keine Drängerei, weil das alles rundlief; und bei manchen, z.B. bei der russischen Ausstellung, war praktisch nur ein Eingang und da ging noch eine Treppe dahinterher, wo man also genau beobachtet werden konnte."
Texte und mp3 auf http://www.heinrichluebke.de
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Träume werden in allen Phasen des Schlafes (Einschlafen, Aufwachen, REM-Schlaf und NREM-Schlaf) erlebt, aber nur selten als solche erinnert. Das Traumgeschehen handelt häufig von Dingen und Ereignissen, die physikalisch unmöglich oder in der Wachrealität unwahrscheinlich sind. Träume unterliegen nicht der Steuerung des Ichs und sind oft mit starkem emotionalem Erleben assoziiert. Erschreckende und angstauslösende Träume werden als Albträume bezeichnet.
Die Häufigkeit des Träumens scheint bei allen Menschen in etwa gleich ausgeprägt zu sein, wenngleich die Erinnerbarkeit individuell sehr verschieden ist. Als sogenannte Non-dreamers [1] werden in der Fachliteratur Menschen beschrieben, die angeben, niemals zu träumen. Dieses Phänomen ist oft mit dem Schlaf-Apnoe-Syndrom assoziiert oder ist bei Patienten im Zustand nach einem aufgetretenen Hirnschaden (Frontalhirn) anzutreffen. Auch durch die Einnahme bestimmter Psychopharmaka kann das Träumen unterdrückt werden.
Träume und deren Deutung hatten im Altertum eine zentrale Stellung in Bezug auf die Zukunft und das Schicksal der menschlichen Existenz. Ursache und Funktion des Traumes sind auch heute noch nicht umfänglich erforscht. Es sind verschiedene Hypothesen bekannt, die je nach wissenschaftlichem und weltanschaulichem Hintergrund zu unterschiedlichen Aussagen kommen: So werden Träume von der Hirnforschung ausschließlich als physiologische Antwort neuronaler Prozesse betrachtet, während sie die Tiefenpsychologie als Reflexionen des Unbewussten ansieht.
Die Traumforschung sieht sich mit einem unüberwindbaren Problem konfrontiert. Der Traum an sich kann nicht direkt beobachtet werden. Um zu wissen, ob ein schlafender Mensch träumt, muss er aus dem Schlaf geweckt und befragt werden.
Es gibt bisher keine unter Neurophysiologen allgemein anerkannte Hypothese zur Funktion des Traumes und des REM-Schlafs. Es ist schwer zu glauben, dass dieser physiologische Zustand nicht eine irgendwie geartete lebenswichtige Rolle spielt. Es gibt kein allgemeines Einverständnis unter Schlafforschern zur Funktion des REM-Schlafes.
Die medizinisch-naturwissenschaftliche Erforschung des Phänomens Traum begann 1953 in Chicago mit Eugene Aserinskys Entdeckung der REM-Phase im Schlaf. An der Universität Lyon konnten Forscher um Michel Jouvet 1962 den Pons (auch Brücke genannt, ein Teil des Stammhirns) als den Bereich des Gehirns lokalisieren, der die Schlafphasen steuert.
An der Harvard-Universität entwickelten Allan Hobson und Robert McCarley daraufhin zwei einflussreiche Theorien: das reziproke Interaktionsmodell (1971) und das Aktivierungs-Synthese-Modell[3] (1977), später auch Aktivierungs-Input-Modell, kurz AIM (2000). Das reziproke Interaktionsmodell ist ein neurobiologisches Beschreibungsmodell, das den Wechsel zwischen REM- und NREM-Phasen im Schlaf erklärt. Mit dem Aktivierungs-Synthese-Modell versuchen Hobson und McCarley, auf der Basis ihrer Erkenntnisse des reziproken Interaktionsmodells, das Zustandekommen eines Traums zu erklären. Neuronen im oberen Hirnstamm produzieren zufällige Erregungsmuster, welche der Ausgang für das Traumerleben sind. Der Cortex ist, konfrontiert mit der Schlafstarre des REM-Schlafs, nun bemüht, sinnfällige Interpretationen dieser Muster zu bilden. Das Ergebnis ist ein Traum. Damit ist die Ursache von Träumen den niederen Gehirnfunktionen zuzuordnen und nach diesem Modell sinnlos. Das Ergebnis sorgte für einen entsprechenden Sturm, nicht nur in der Psychoanalyse. Doch werden immer wieder Anomalien entdeckt, die mit dem Modell nicht mehr in Einklang zu bringen sind. Gegen das Modell spricht, dass aus der empirischen Forschung eher selten von bizarren Trauminhalten berichtet wird, von denen Hobson ausgeht. Hobson selbst schränkte sein Modell ein und stellte klar, dass Gedächtnisinhalte bei der Traumbildung eine Rolle spielen und Träume für unbewusste Vorgänge bedeutsam sind. Auch liefert das Modell nur schwache Erklärungen für NREM-Träume, deren Bedeutung für die Forschung in jüngster Vergangenheit zugenommen hat.
Der Neurophysiologe und Psychoanalytiker Mark Solms meint, dass Träume durch höhere Hirnfunktionen generiert werden und kein direkter Zusammenhang zwischen REM-Schlaf und Träumen besteht. Solms untersuchte verschiedene Patienten, bei denen durch Schädigungen und Traumata in REM-schlafrelevanten Bereichen des Gehirns kein REM-Schlaf mehr auftrat. Dennoch berichteten die Patienten von Traumtätigkeiten. Auch auf Basis seiner empirischen Ergebnisse kommt Solms zur alten Freudschen Annahme des Traums als Hüter des Schlafs.
Experimentell-psychologisch
Die Inhalte der experimentell-psychologischen Traumforschung lassen sich in drei Gruppen einteilen.
Erstens die Beschreibung von Träumen, um sie eindeutig von Wachphantasien und -gedanken abgrenzen zu können, aber auch, um allgemeine Beschreibungsweisen zur besseren Auswertung zu generieren. Als Traum bezeichnen Schlafforscher das, was der Träumer im REM-Schlaf erlebt, während sie Träume in der Einschlafphase als hypnagogische Halluzinationen bezeichnen.
Zweitens die Einflussfaktoren auf Träume, d.h. die Frage, welche Auswirkungen das vorangegangene Wacherleben und äußerliche Reize während des Schlafs auf den Traum hat. Mehrere Forschergruppen haben untersucht, inwieweit äußere Reize in den Traum übernommen werden. Manchmal gab es eine partielle Übernahme, oft jedoch gar keine, und in keinem Fall wurde der Reiz zentrales Traumthema. Diese Schwierigkeit, den Träumer von seiner inneren Erfindung abzubringen, nannte Allan Rechtschaffen single-minded process. Von Interesse ist dabei auch die Korrelation des Traums mit der Physiologie des Träumers (Augenbewegung, Puls, Atmung etc.). Auch hier gibt es noch keine allgemein anerkannte Lehrmeinung. Während P. Lavie, sich u.a. auf den Tennistraum stützend, in dem die Augenbewegungen des Träumers mit dem Hin und Her des Balles übereinstimmten, dazu neigt eine Verbindung zu sehen, [6] sind diese isolierten Beweise für M. Jouvet nicht hinreichend. [7] Außerdem gibt es auch bei Menschen, die von Geburt an blind sind, vereinzelte Augenbewegungen während des REM-Schlafs, obwohl sie in Geräuschen, Fühlen und emotionalen Zuständen träumen. [8]
Drittens die Rückkopplung von erlebtem Traum auf das Wacherleben, wie beispielsweise nach Albträumen oder kreativen Träumen.
Verschiedene Studien belegen unterschiedliche Faktoren, die in veränderlichem Maß Einfluss auf die Trauminhalte haben [9]. So nimmt der Einfluss von Erlebnissen im Wachzustand mit der Zeitspanne zwischen Erlebnis und Traum exponentiell ab, also sind Erlebnisse von vor beispielsweise fünf Tagen deutlich blasser als von vor zwei Tagen. Weiterhin kann die emotionale Beteiligung und die Art der letzten Wachtätigkeiten eine große Rolle spielen. Der Zeitraum zwischen Schlaf- und Traumbeginn kann sich auf die Zeitbezüge der Traumelemente auswirken. Träume in den ersten REM-Phasen enthalten meist aktuellere Bezüge als Träume der zweiten Schlafhälfte.
Neben den inneren Quellen des Trauminhalts können auch zeitgleich mit dem Traum auftretende äußere Reize einwirken. Diese werden über die menschlichen Sinnesorgane aufgenommen und entsprechend weiterverarbeitet. Als Reize können dabei Geräusche von vorbeifahrenden Autos, Weckerklingeln, ausgesprochene Worte oder auch Gerüche, Lichteffekte durch das geschlossene Augenlid und körperliche Eindrücke (Hunger, Durst, Harndrang) in Frage kommen. Forschungsergebnisse lassen die Annahme zu, dass je nach Wichtigkeit des Eindrucks für den Menschen (z. B. nach Bedrohlichkeit), der entsprechende Reiz in den Traum eingearbeitet wird. Während sich die oben genannten Einflussfaktoren auf den Traum auswirken, kann sich der Traum auch auf körperliche Funktionen auswirken. Einen direkten Einfluss gibt es auf Augenbewegungen, Herz- und Atemfrequenz. Obwohl eine Korrelation nachweisbar ist, kann die Stärke und Form nicht klar bestimmt werden.
Traumerinnerung und Auswirkungen
Menschen, die sich selten an Träume erinnern, berichten häufiger von Träumen, wenn sie während einer der REM-Phasen des Schlafes geweckt werden. Nielsen und Chenier berichten in einer Studie von 1999, dass 82 % der Studienprobanden, die während einer REM-Phase geweckt wurden, von einem Traum berichteten, während dies in 42 % der Fälle außerhalb einer REM-Schlafphase berichtet wurde [10].
Die Varianz im Umfang der Traumerinnerung ist sowohl beim einzelnen Träumer als auch in der Menge groß. So berichten einzelne Träumer von einem bis mehreren Träumen in einer Nacht, während andere Menschen den Eindruck haben, als hätten sie kaum oder noch nie geträumt. Eine Studie, die den Einfluss der Variablen Persönlichkeitsfaktoren, Kreativität, Häufigkeit des nächtlichen Erwachens und Einstellung gegenüber Träumen auf die Traumerinnerung untersuchte, konnte keine Erklärung für die Varianz liefern [11].
In seinem Schlaflabor in Haifa untersuchte Peretz Lavie die Häufigkeit von Traumberichten während des REM-Schlafs in verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Die Testpersonen wurden jeweils geweckt und befragt, wenn die Messgeräte REM-Schlaf anzeigten. Überlebende des Holocaust, die sich gut in das tägliche Leben eingegliedert haben, erinnerten sich nur zu 33 % an einen Traum, die zweite Gruppe von Testpersonen, Überlebende des Holocaust, die immer noch an Alpträumen litten und Schwierigkeiten hatten, erinnerten sich in 55 % der Fälle an einen Traum, während die Traumerinnerung in der Kontrollgruppe, bestehend aus in Israel geborenen Personen, mit 78 % nahe am Durchschnittswert lag. Eine Erklärung des Phänomens gibt es nicht. Lavie nimmt an, dass die Tiefe des Schlafs eine Rolle spielt.[12]
Es gibt einen geschlechtsspezifischen Unterschied in der Traumerinnerung. Frauen erinnern sich im Schnitt häufiger an das Traumerleben als Männer. Auch die einfache Aufforderung, sich an Träume zu erinnern oder das Führen eines Traumtagebuchs kann die Erinnerung an die erlebten Träume deutlich erhöhen.
Über die Auswirkungen von Träumen auf das spätere Wachleben gibt es kaum systematische Untersuchungen. Bisherige Studien zeigen jedoch, dass Albträume den stärksten Einfluss auf das subjektive Empfinden am Tag darauf haben. Bekannt sind auch kreative Anstöße, die aus nächtlichen Traumerlebnissen kommen [13]. Bekannt sind die Einflüsse in der Malerei (Surrealismus) und der Musik (z. B. Yesterday von den Beatles). Nicht eindeutig belegbar sind Beispiele aus der Wissenschaft. So soll August von Kekule von einer Schlange geträumt haben, die sich in den eigenen Schwanz beißt. Damit fand er die Lösung für den ringförmigen Benzolaufbau. Auch sollen Dmitri Mendelejew (Periodensystem der Elemente) und Elias Howe (Nähmaschine) ihre Lösungen im Traum gefunden haben.
http://de.wikipedia.org/wiki/Traum
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So geht der Unsinn-Beitrag von dem Physiker Alan Sokol los, der den poststrukturalismus von Derrida bis Lacan nicht nur hochnehmen, sondern scharf angreifen wollte. Der Titel hat auch unser CERN Thema mit drin: "Die Grenzen überschreiten: Auf dem Weg zu einer transformativen Hermeneutik der Quantengravitation." ich find das lustig. Den kompletten Text besorge ich noch aus der Bibliothek, der ist bestimmt was für uns. Das war eine Riesensache damals mitte der 90er:
Sokal-Affäre
Mit dem Schlagwort Sokal-Affäre (auch Sokal-Debatte, -Kontroverse) wird eine Auseinandersetzung über den Umgang postmoderner Philosophen mit der modernen Naturwissenschaft und der Mathematik bezeichnet. Der Vorwurf an die Philosophen lautete: Missbrauch naturwissenschaftlicher Theorien.
Vorgeschichte [Bearbeiten]1996 reichte der amerikanische Physiker Alan Sokal einen Aufsatz mit dem Titel Transgressing the Boundaries: Towards a Transformative Hermeneutics of Quantum Gravity (deutsch: Die Grenzen überschreiten: Auf dem Weg zu einer transformativen Hermeneutik der Quantengravitation) bei der amerikanischen, für ihre postmoderne Ausrichtung bekannten Zeitschrift für Cultural studies Social Text zur Veröffentlichung ein. Diese druckte ihn unbeanstandet mit anderen in einer Sondernummer ab.
Kurz nach der Veröffentlichung bekannte Sokal in einer anderen Zeitschrift, Lingua Franca, dass es sich bei dem Aufsatz um eine Parodie handle. Er habe die zusammengesuchten Zitate verschiedener postmoderner Denker mit dem typischen Jargon dieser Denkrichtung zu einem Text montiert, dessen unsinniger Inhalt bei Beachtung wissenschaftlicher Standards, so der Vorwurf an die Herausgeber von Social Text, als solcher hätte erkannt werden müssen.
Debatte [Bearbeiten]Dieser Vorfall löste im akademischen Milieu und der Presse (der Fall kam immerhin bis auf die Titelseite der New York Times) eine öffentliche Diskussion aus, wie dieser Vorfall im Besonderen und die Seriosität der postmodernen Philosophie im Allgemeinen zu bewerten sei. Sokal und Vertreter des kritisierten Personenkreises führten die Diskussion in weiteren Zeitschriftenartikeln fort und verteidigten ihre Standpunkte.
1997 veröffentlichte Sokal zusammen mit seinem belgischen Kollegen Jean Bricmont dazu ein Buch mit dem Titel Impostures Intellectuelles (übersetzt: Intellektuelle Hochstapeleien, deutscher Titel: Eleganter Unsinn), in dem er seine Thesen erklärt und an Beispielen von Texten bedeutender postmoderner französischer Philosophen erläutert (namentlich Jean Baudrillard, Gilles Deleuze/Félix Guattari, Luce Irigaray, Julia Kristeva, Jacques Lacan, Bruno Latour und Paul Virilio und – obwohl kein Postmoderner, als historisches Beispiel – Henri Bergson). In diesem Buch gaben Sokal/Bricmont – neben der Verteidigung gegen den vermuteten Missbrauch der Wissenschaft – auch ein politisches Motiv für ihren Vorstoß an. Sie bekannten sich zur politischen Linken und vertraten die Meinung, dass die zunehmende Verbreitung der postmodernen Denkrichtung in der Linken deren Fähigkeit zu wirkungsvoller Gesellschaftskritik schwäche.
Literatur [Bearbeiten]Alan Sokal/Jean Bricmont: Impostures Intellectuelles (Intellektuelle Betrügereien), Paris 1997
englische Ausgabe: Fashionable Nonsense. Postmodern Intellectual's Abuse of Science, New York 1998
deutsche Ausgabe: Eleganter Unsinn. Wie die Denker der Postmoderne die Wissenschaft mißbrauchen, München 1999
Siehe auch [Bearbeiten]Subversion
Grubenhund
Epistemologie
Sozialkonstruktivismus
Wissenschaftlicher Witz
Betrug und Fälschung in der Wissenschaft
Weblinks [Bearbeiten]Website von Alan Sokal mit umfangreicher Materialsammlung zum Vorgang
Kommentar von Bruno Latour
Ein Generator für "postmoderne Artikel"
Von „http://de.wikipedia.org/wiki/Sokal-Aff%C3%A4re“
noch zwei links dazu:
http://www.physics.nyu.edu/faculty/sokal/transgress_v2/transgress_v2_singlefile.html
http://www.welt.de/print-welt/article581193/Hermeneutik_der_Quantengravitation.html
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dabei werden die Versuche von CERN mit Windows Vista gesteuert. lasst uns ein letztes mal feiern!
http://www.x9tech.com/Portals/154/LHCWereHere.jpg
ganz toll auch hier die Livecam:
http://www.cyriak.co.uk/lhc/lhc-webcams.html
Und hier kann man regelmäßig überprüfen ob der LHC bereits die erde zerstört hat:
http://www.hasthelhcdestroyedtheearth.com/
von hier
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neuem Film Tokyo gibt es hier!
In Japan ist er schon veröffentlicht darum hier der Trailler in Japanisch:
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