Donnerstag, 20. November 2008
Eine Expedition ins Wunderland NRZ
Theater
Eine Expedition ins Wunderland
Moers, 14.11.2008, ANNE HORSTMEIER, 0 Kommentare, Trackback-URL
Kay Voges und Alexander Kerlin zeigen Alice „frei nach Motiven von Lewis Carroll”. Uraufführung im Schloss.
MOERS. Mit seiner Geschichte vom Mädchen Alice, das kopfüber ins Wunderland stürzt, hat Lewis Carroll Generationen von Literaturwissenschaftlern beschäftigt, aber auch psychologische und philosophische Deutungen erfahren. Regisseur Kay Voges (der sich mit „I hired a contract Killer” in Moers vorgestellt hat) und Dramaturg Alexander Kerlin gehen in ihrer Fassung „frei nach Motiven von Lewis Carroll”, die am 22. November Premiere im Schlosstheater hat, noch einen anderen Weg. Sie folgen der Dramaturgie des Träumens, also den mehr oder weniger zufälligen Verbindungen, die die Schaltstellen im Gehirn so herstellen „und die uns morgens den Kopf schüteln lassen”. Kerlin: „Das Besondere an unserem Stück ist auch, dass es auch im Kollektiv entstanden ist.” Am Anfang der Proben habe kein fertiger Text gestanden, da waren die Schauspieler gefordert.

Andrea Cleven, Ekkehard Freye, Sebastain Kuschmann und Kinga Prytula spielen die vier Mitglieder einer Wohngemeinschaft, in deren Alltag der Wahnsinn einbricht. Einer verwandelt sich in Alice, alle anderen in die merkwürdigen Menschen, Tiere und Gegenstände, denen sie begegnet. Wobei alle bislang bekannten Regeln aus den Fugen geraten „wie in einem Alptraum”: Weder die Zeit noch der Raum funktionieren noch wie gewohnt, Alice ist mal winzig klein, mal riesengroß, sie verliert ihre Sprache, ihren Namen und gerät zum Beispiel in die Gefahr, in einem See aus ihren eigenen Tränen zu ertrinken. Voges nennt Fragen, die ihn bewegt haben: „Was passiert, wenn die Grundfesten von Leben und Welt ins Wanken geraten? Wie relativ sind die Dinge? Was ist Wahrheit? Ist Zeit nicht nur eine Konstruktion? Wer bin ich in Beziehung zur Welt, zur Zeit, zur Gesellschaft, zum Selbst, zu Sehnsüchten und Träumen?” Alles andere als ein Weihnachtsmärchen also. „Der Abend braucht ein mutiges Publikum, das mitgeht auf diese Expedition.”

Nils Voges von der kleinen Agentur sputnic, die auf Videos spezialisiert ist: „Wir haben im letzten Jahr den zwölfminütigen Puppentrickfilm ,Südstadt' gedreht und dafür eine Stadt aus Pappe gebaut. Jetzt bauen wir für Alice eine Bühne aus Pappe.” Die wird aber nicht trist grau, sondern auch mal schrill bunt sein. Die Musik macht Markus Maria Jansen.

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